Ist die Glanzmispel giftig?
Verlockendes Ziergehölz – Wie giftig ist die Glanzmispel für Mensch und Tier?
Ihr roter Blattaustrieb und ihr immergrünes Laub machen die Glanzmispel (Photinia) zu einem ganzjährig dekorativen Ziergehölz.
Im Herbst haben sich ihre vielen weißen Blüten zu kleinen kugeligen roten Beeren, sog. Apfelfrüchten entwickelt. Wenn man genau hinschaut, sehen sie auch aus wie winzige Äpfelchen. Verlockend für Amsel und Co. – und für uns?
Was heißt hier giftig? - Ein wenig Chemie vorab
Es sind vor allem die Beeren, die bei der Glanzmispel als schwach giftig eingestuft werden. Für den Menschen besteht aber nur ein geringes Vergiftungsrisiko.
Aber was bedeutet eigentlich „giftig“? Cyanogene Glykoside sind sekundäre Pflanzenstoffe, die häufig bei Rosengewächsen vorkommen, zu deren Familie die Photinia zählt, aber auch Kernobst wie Äpfel und Birnen oder Steinobst wie Pflaumen, Kirschen oder die beliebten Aprikosen.
Cyanogene Glykoside selbst haben noch keinen toxischen Effekt. Glykoside sind eine Verbindung aus Kohlenhydraten (hier Glukose), Alkohol und einer sog. Nitrilgruppe. Kommt es bei dieser Verbindung zu einer enzymatischen Abspaltung des Zuckers, zerfällt das verbleibende Molekül und es entsteht Cyanwasserstoff, auch als Blausäure bekannt - jedoch in solch geringer Konzentration, dass die Glanzmispel eben nur als schwach giftig gilt.
Cyanogene Glykoside befinden sich in Blättern und Stängeln, vor allem aber im Samen der Früchte. Denn mithilfe dieser sekundären Pflanzenstoffe schützt sich die Pflanze vor unliebsamen Fraßfeinden.
Mögen die Beeren der Glanzmispel auch verlockend wirken, zum Naschen laden sie nicht gerade ein. Von mehlig-bitter bis sauer mit stark adstringierender Wirkung reicht hier das Geschmackserlebnis. Wer einmal eine probiert hat, geht kulinarisch schnell auf Distanz. Der Verzehr größerer Mengen roher Beeren ist daher nahezu ausgeschlossen. Meist bleibt es bei diesem einen Erlebnis.
Wie äußern sich mögliche Vergiftungserscheinungen
Nach dem Verzehr von ein paar rohen Beeren der Glanzmispel werden wir nicht gleich schwer krank. Es können (müssen nicht!) Symptome auftreten – und wenn doch, sind die zwar unangenehm, aber oft nur von kurzer Dauer. In den meisten Fällen klingen sie bald wieder ab. Die einzelnen Symptome sind weder gravierend, noch müssen alle auftreten.
Kopf- und Magenschmerzen, leichte Übelkeit, eventuell Schwindel, Durchfall, bzw. allgemeines Unwohlsein sind möglich, abhängig davon, welche Menge an Beeren verzehrt wurde und in welcher gesundheitlichen Verfassung die jeweilige Person ist.
Bei Kleinkindern oder Babys können die Symptome auch stärker ausfallen, da bei Kindern die Abwehrkräfte noch nicht so entwickelt ist, wie bei einem Erwachsenen. Gelegentlich kann auch leichtes Fieber oder ein Hautausschlag auftreten.
Allein der Hautkontakt mit der Pflanze über Blätter, Beeren oder Stängel, führt allgemein weder zu Hautausschlägen noch zu anderen Hautirritationen. Allergische Reaktionen auf Glykoside sind nicht bekannt und nicht beschrieben. Also: kein Jucken, kein Brennen. Von daher besteht auch beim Verschneiden deiner Photinia keine Gefahr.
Was tun bei Vergiftungserscheinungen
Da die Beeren nur schwach giftig sind und in den meisten Fällen nur wenige davon verzehrt wurden, langt es oft, ausreichend zu trinken, am besten stilles Wasser in kleinen Schlucken, damit der Körper die Giftstoffe ausschwemmen kann.
Unterstützend können auch Kohletabletten wirken. Mit Hilfe ihrer großen Oberfläche bindet Medizinische Kohle Bakterien oder auch Giftstoffe im Körper, so dass diese über den Darm ausgeschieden werden können.
Sind Kleinkinder oder gar Babys betroffen, sollte zur Sicherheit ein Arzt aufgesucht werden. Stellen Jugendliche oder Erwachsene Anzeichen bei sich fest, die auf eine Vergiftung schließen lassen, kommt es auf die Schwere der Symptome an. Danach entscheidet sich, ob ein Arzt zu Rate gezogen werden muss.
Vergiftung bei Haustieren
Hängen die Beeren der Photinia in Reichweite von Haustieren und sind tatsächlich verzehrt worden, können diese auch beim vierbeinigen Liebling eine leicht toxische Wirkung hervorrufen. Aber auch hier gilt, in welchem gesundheitlichen Zustand ist das Tier und wieviel hat es von den Beeren gefressen. Meist sind es nicht viele, denn auch bei Hund und Katze ist die Glanzmispelfrucht nicht gerade der kulinarische Hit.
Wirkt der Hund aber plötzlich antriebslos und rollt sich die Katze ins Körbchen, plagen sie Bauchschmerzen, Durchfall oder Appetitlosigkeit, könnten das mögliche Folgen sein. Auch hier hilft reichliches Trinken, in den meisten Fällen machen das die Tiere aber ganz von selbst.
Bei Pferden hingegen sieht es etwas anders aus. Hier kann Photinia unter Umständen schwere Vergiftungserscheinungen auslösen. Diese äußern sich in Herzrasen, Muskelkrämpfen oder in einer beschleunigten Atmung. In diesem Fall muss unbedingt ein Veterinär informiert werden.
Voraus geht auch hier: es müssen größere Mengen Photinia aufgenommen worden sein, und meist auch nur dann, wenn dem Tier keine anderen Futterquellen zur Verfügung standen. Die Tiere haben einen guten Instinkt, der ihnen sagt, ob sie die Pflanze fressen können oder nicht. Geruch oder Geschmack sind für sie eindeutige Signale - oder sie haben es als Fohlen von ihrer Mutterstute gelernt.
Warum sind Vögel immun
Warum haut es das Pferd fast um, und so einem kleinen Piepmatz macht’s gar nichts aus. Im Gegenteil: die Beeren sind für ihn ein Festmahl und idealer Wintervorrat. Manchmal gibt es sogar Streit um die letzten Früchte.
Im Gegensatz zum Pferd werden die Kerne von den Vögeln unzerkaut geschluckt. Und diese sind widerstandsfähig genug, dass sie den Vogelmagen passieren können, ohne dass die Verdauungssäfte ihnen etwas anhaben. So ist es auch von Mutter Natur vorgesehen. Schließlich sollen die Samen, einige Kilometer entfernt auf den Boden gekleckst, wieder zu einem neuen Strauch oder Baum heranwachsen.
Hinzu kommt, dass Vögel im Verhältnis zu ihrer jeweiligen Körpergröße eine recht große Leber besitzen, die Giftstoffe schneller abbaut. Darüber hinaus verhindern bestimmte Enzyme im Verdauungstrakt, dass Pflanzengifte ihnen etwas anhaben können. Und dank ihres generell sehr schnellen Verdauungssystems wird alles Unverdauliche rasch wieder ausgeschieden.
Da jedoch Pferde (allgemein Huftiere) ihre Nahrung intensiv zerkauen, und diese über mehrere Stationen wie Magen, Dünn- und Dickdarm verdauen, besteht folglich eine größere Gefahr, Vergiftungssymptome zu entwickeln.
Pflegeschnitt vor der Fruchtreife
Aufgrund ihrer leichten Giftigkeit, die sich wie gesagt vorwiegend auf die Samen beschränkt, kannst du die Glanzmispel mit etwas Vorausschau in deine Gartengestaltung problemlos mit einbeziehen, ob als immergrüne Hecke oder als attraktives Solitärgehölz. Achtest du darauf, dass Huftiere, insbesondere Pferde, weder an die Pflanze selbst, noch an das Schnittgut gelangen, ist alles im grünen Bereich. Eine vorbeugende Maßnahme wäre, Photinia weder an Koppeln noch an Weiden zu pflanzen.
Nennst du einen Familiengarten dein Eigen, wo vor allem kleine Kinder von den Früchten naschen könnten, kannst du beim regelmäßigen Form- und Pflegeschnitt auf Nummer sicher gehen. Entfernst du dabei die abgeblühten Blüten gleich mit, bilden sich Fruchtstände erst gar nicht aus. Damit sind auch Katzen und Hunde auf der sicheren Seite. Der beste Zeitpunkt für den schonenden Formschnitt ist um Johanni, also um den 24. Juni herum. Alternativ kannst du aber auch nur die welken Blüten herausschneiden. Bewährt hat sich das bei einzeln stehenden Sträuchern und wenn du deren natürlichen Wuchs freien Lauf lassen möchtest.
Wichtig: Beim Schneiden solltest du jedoch umsichtig vorgehen, denn jetzt im Juni ist Brutzeit. Vergewissere dich vorab, wo deine Photinia eventuell bewohnt ist und sei vor allem in diesem Bereich besonders rücksichtsvoll den jungen Vogel-Eltern gegenüber.
Noch ein Tipp: Um den gefiederten Freunden ein wenig Wintervorrat zu überlassen, kannst du die Früchte an den Stellen heranreifen lassen, die außerhalb der Reichweite von Kindern liegen. Denn eines der schönsten Wintererlebnisse ist es, gemeinsam mit Kindern Gartenvögel zu beobachten, wie diese aufgeregt die Beeren von den Zweigen picken.
Für Fragen rund um die Glanzmispel und allen anderen Heckenpflanzen stehen dir die Bohlken Baumschulen gerne zur Verfügung. Hier kannst du uns kontaktieren. Wir wünschen dir und deiner Familie sowie euren Gartenbewohnern viel Freude an und in der Glanzmispel!